FRIEDRICH "FRIEDL" SCHÖPF - ÖTZTALER Der "BAUMEISTER" 31. Oktober 1936 – 3. Juli 2022
Friedl wurde am 31.10.1936 als ältestes von vier Kindern in Hatting geboren. Er wuchs auf dem Bauernhof seiner Eltern Jo- sef und Maria im Ortszentrum auf, das einfache Leben und die Arbeit prägten ihn von frühester Kindheit an. Den „Klosenhof“ hatte sein Urgroßvater Christian Schöpf aus Längenfeld 1906 gekauft. Deshalb auch der Name „Ötztalerhof“. Gerade erst 18 Jahre alt geworden, musste Friedl durch den tragischen frühen Tod seiner geliebten Mutter zusammen mit seinem Vater die Verantwortung für den Hof übernehmen. Die- ser Schicksalsschlag war prägend für ihn – sein ganzes Leben lang hat er erkannt, dass man Unvorhergesehenes annehmen und das Beste daraus machen muss. Damit das überhaupt gelingen kann, sind ein großes Maß an Eigendisziplin und ein gutes familiäres Umfeld unabdingbar. Beides hatte er. Es war ihm vergönnt, mit seiner Maria noch die Diamantene Hochzeit im Kreis der Familie zu feiern, als sein großes Glück bezeichnete er immer seine fünf Söhne samt Schwiegertöchtern und seine 12 Enkel und inzwischen fünf Urenkel. Friedl war ein Bauer aus Leidenschaft, er lebte im Rhythmus der vier Jahreszeiten, mit und von der Natur. Bis knapp vor seinem Tod sah man ihn auf dem Traktor und auf den Feldern. Den Ausbau und die Übersiedelung des Ötztalerhofes an den heutigen Standort hat er mit großem Gespür und Mut vorangetrieben. Friedl hat sich schon seit 1974 für die Gemeinde engagiert - zunächst sechs Jahre lang als Gemeinderat der Gemeinde Inzing-Hatting und schließlich als 1. Bürgermeister der wieder eigenständigen Gemeinde Hatting von 1992 bis 2010. Mit großem Einsatz und Weitblick übernahm er Verantwortung und wagte sich gleich zu Beginn an das erste Großprojekt, das Gemeindezentrum mit Gemeindeamt, Feuerwehr, Schützenheim, Raiffeisenbank, Sprengelarzt und 10 Wohnungen – schon drei Jahre nach Amtsübernahme feierte das ganze Dorf die Einweihung. Die Neugestaltung der Ortsdurchfahrten Salz- und Bahnstraße, der Um- und Ausbau des Kindergartens sowie die Sicherung der Trinkwasserversorgung waren weitere wichtige Schritte für die Modernisierung der Infrastruktur. Schließlich konnte Friedl im Herbst 2004 den längst überfälligen Neubau der Volksschule samt Probelokal für die Musikkapelle verwirklichen. Zusammen mit dem Zubau des Gemeindesaales Anfang 2010 ein weiteres nachhaltiges Projekt für die Zukunft. Legendär sind seine Hartnäckigkeit und sein Verhandlungsgeschick, wenn es galt, finanzielle Mittel für die vielen Projekte von Land und Bund aufzutreiben. Auch unser ehemaliger Landeshauptmann Günther Platter hat augenzwinkernd bei einem Besuch im Dorf davon erzählt. Letztendlich sind seine vielen Besuche im Landhaus und der bedingungslose Einsatz immer unseren Dorfbewohnern zugutegekommen. Ein besonderes Anliegen war ihm stets ein gutes Miteinander im Gemeinderat. Auch nach leidenschaftlichen Diskussionen musste man sich danach wieder die Hand geben können. Die Arbeit für das Allgemeinwohl scheint in der Familie Schöpf in den Genen zu liegen: schon sein Vater Josef (der leider bei einem tragischen Unfall am Neujahrstag 1984 verunglückte) war Bürgermeister von Hatting, sein Sohn Dietmar ist ja das aktuelle Oberhaupt der Gemeinde. Neben seiner Tätigkeit als Bürgermeister war Friedl seit 1967 Mitglied und seit 2010 Ehrenmitglied der Feuerwehr, von 1990 bis 2002 Ortsbauernobmann. Er hatte einen guten Blick auf die verschiedensten Vereine des Dorfes und setzte sich für eine gute Förderung im Gemeinderat ein. Aufgrund seiner herausragenden Leistungen im Dienste Hattings wurde Friedl am 13. Juni 2010 die Ehrenbürgerschaft der Gemeinde Hatting und am 15. August 2019 von den Landeshauptleuten Günther Platter und Arno Kompatscher das Verdienstkreuz des Landes Tirol verliehen. Friedl war ein sehr geselliger Mensch und suchte den Kontakt zu den Menschen. Ob Jung oder Alt, er kam mit jedem ins Gespräch. Sein Lachen und seine gute Laune waren legendär. Er war tief verwurzelt im Glauben, er gab ihm Halt und Kraft. Am 3. Juli 2022 ist er im Kreis seiner geliebten Familie friedlich eingeschlafen – er hinterlässt eine große Lücke im Dorf, seine vielen Errungenschaften werden aber noch lange an ihn erinnern.
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ALBERT KOSTNER - LEX Der "SÄMANN" 14. März 1939 – 30. September 2022
In einer schweren Zeit knapp vor Ausbruch des II. Weltkrieges wurde Albert als jüngstes von vier Kindern mitten in Hatting am Lexnhof geboren. Schon als junger Gymnasiast wurde sein musikalisches Talent am Leopoldinum der Franziskaner in Hall erkannt und gefördert. Dort bekam er auch ein humanistisches und alle Menschen wertschätzendes Weltbild mit auf den Weg, wovon Generationen von Menschen aus nah und fern profitieren sollten. Ein Mann wie Albert Kostner, der sich schon in jungen Jahren aktiv in die Dorfgemeinschaft einbrachte, interessierte sich natürlich schon sehr früh für die gesellschaftliche, wirtschaftliche und kulturelle Entwicklung der Gemeinde. Das musikalische Leben in unserem Dorf prägte Albert wie kein zweiter. Bereits mit 12 Jahren trat er mit seiner hellen Sopranstimme dem Kirchenchor bei und übernahm schon 1958 dessen Leitung, die er durchgehend zusammen mit dem Amt des Organisten bis 2013 unvorstellbare 55 Jahre innehatte. Er machte Hatting mit unzähligen Orchester- messen und Kirchenkonzerten zu einem kleinen Zentrum der Kirchenmusik. Man kann es ihm nicht hoch genug anrechnen, wie viele junge und ältere Menschen er für Musik begeistern konnte. Legendär waren auch seine Kulturfahrten, zu denen die gesamte Bevölkerung eingeladen war. Ein weiteres Erbe ist auch seit über 30 Jahren die Aufführung der „Waldlermesse“ am Dreikönigstag. Die Musik in allen Facetten war ein prägender Teil seines Lebens. Neben der Kirchenmusik war er viele Jahre am Hackbrett mit der Hattinger Tanzlmusig im alpenländischen Raum unterwegs. Und vielleicht wäre er ja Opernsänger geworden, wenn nicht Schule und vor allem die Familie den Vorrang gehabt hätten. Zu unserem Gotteshaus entwickelte Albert im Lauf der Jahr- zehnte eine ganz besondere Beziehung. Seiner Initiative ist es zu verdanken, dass einerseits die Orgel komplett restauriert und neu gestimmt wurde und andererseits die große Renovierung unserer Pfarrkirche innen und außen in den Jahren 1986 bis 1996 unter seiner Leitung als Obmann des Renovierungsausschusses durchgeführt werden konnte. Albert setzte alle Hebel in Bewegung und verstand es, zahlreiche Menschen von diesem großen Projekt zu überzeugen und auch ausreichend Spendengelder aufzutreiben. Mit vereinten Kräften gelang es, die aufwändige, sehr gelungene Innen- und Außenrenovierung bis hinauf zur Turmspitze umzusetzen. In vielen Arbeitsstunden legte er auch selbst Hand an. Als Zeichen der Wertschätzung und Anerkennung für seine Tätigkeiten als Organist, Chorleiter und Obmann des Renovierungsausschusses wurde ihm Anfang der 1990er-Jahre das Silberne Ehrenzeichen der Diözese verliehen 1974 war ein sehr prägendes Jahr für ihn: einerseits wurde er mit nur 35 Jahren zum Gründungsdirek- tor der Hauptschule Inzing bestellt, die er 25 Jahre aufbauteund erfolgreich weiterentwickelte. Andererseits wurde er als einer von drei Hattingern in den Gemeinderat der neuformierten Gemeinde Inzing- Hatting gewählt. Dieses Amt übte er mit voller Begeisterung bis 1992 aus, 12 Jahre davon im GemeindeVorstand, 3 Jahre als Vizebürgermeister. Auf seine Initiative hin und mit unglaublicher Überzeugungskraft gelang es schließlich, Hatting wieder selbstständig zu machen. Von Anfang an bis 2010 engagierte er sich 36 Jahre im Gemeinderat für das Gemeinwohl der Bevölkerung. Ohne seinen Weitblick gäbe es wohl die Gemeinde Hatting in der heutigen Form, wie wir sie kennen und schätzen, nicht. Als Dank und Anerkennung für seine einzigartigen Verdienste um unser Dorf wurde ihm am 13. Juni 2010 zusammen mit seinem Schwager Friedl Schöpf die ehrenBürgerschaft der Gemeinde Hatting verliehen. Albert war eine Instanz in vielen Bereichen, eine Anlaufstelle bei freudigen und auch traurigen Anlässen – er war immer da, wenn man ihn brauchte. Über allem aber stand seine Familie. Aus der jugendlichen Freundschaft zu seiner Albine, die in unmittelbarer Nachbarschaft am Ötztalerhof wohnte, wurde eine lebenslange, innig gelebte Liebe. Seine Familie mit drei Kindern samt Schwieger- kindern und vier Enkeln stand immer im Mittelpunkt, in ihrem Kreise fühlte er sich am wohlsten. Er war ein guter Erzähler und Zuhörer, mit ihm konnte man stundenlang interessante Gespräche führen. Die letzten Jahre waren geprägt durch seine schwere Krankheit, die ihn an den Rollstuhl fesselte. Doch auch in dieser Zeit spürte man die Wertschätzung für ihn bei jeder Begeg- nung, die Familie wuchs noch stärker zusammen. Sein tiefer Glaube und das große Vertrauen auf Gott haben ihn friedlich einschlafen lassen. Wie hieß es so schön beim Begräbnis: Der Sämann Albert Kostner hat seine Arbeit hier beendet, aber seine Saat blüht an vielen Ecken und Enden weiter.
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in alphabetischer Reihenfolge
Alfred Brötz vor allem als Gemeinderat
Josef Brötz vor allem als Gemeinderat (verstorben)
Bernhard Kluckner vor allem als Gemeinderat von 1992 - 2010
Josef Geyr vor allem als Gemeinderat (verstorben)
Dr. Hans Hirschberger vor allem als Sprengel und Gemeindearzt (verstorben)
Siegfried Huber vor allem als Vizebürgermeister von 1998 - 2004 und Gemeinderat von1992 - 2010
Johann Holzknecht vor allem als Gemeinderat (verstorben)
Alfred Marignoni vor allem als Gemeinderat von 1992 - 2010
Walter Neuner vor allem als Vizebürgermeister von 1992 – 1998 und 2004 – 2010 sowie als Gemeinderat von 1992 - 2010
Pfr. Josef M. Rohringer vor allem als langjähriger Seelsorger (verstorben)
Kurt Schletterer Altbürgermeister (verstorben)
in alphabetischer Reihenfolge
Erika Auer als langjährige Pfarrkoordinatorin und im Kirchenchor
Anton Krug als langjähriger Kapellmeister der Musikkapelle
Johann Leismüller als Gemeinderat und langjähriger Kassier der Freiw. Feuerwehr (verstorben)
Franz Neurauter als langjähriger Kommandant der Freiw. Feuerwehr (verstorben)
Albin Praxmarer als langjähriger Kommandant der Freiw. Feuerwehr und Kapellmeister(verstorben)
Karl Praxmarer als langjähriges Mitglied und Ehrenmitglied der Musikkapelle
Walter Raggl als langjähriger Gemeinderat (verstorben)
Alois Springer als langjähriger Obmann und Hauptmann der Schützenkompanie
Emmerich Walch als langjähriger Obmann des Sportvereins (verstorben )
Roland Wieser als langjähriger Hauptmann der Schützenkompanie (verstorben)
Hermann Wilhelm als Gemeinderat und langjähriger Obmann der Musikkapelle
Text: Alfred Marignoni - Dorfchronist
Hatting liegt auf dem Schuttkegel des Stallerbaches auf der rechten Seite des Inntales. Es ist ein Straßendorf an der alten Salzstraße. Die Einzelhöfe auf dem südlich gelegenen Hattinger Berg und im Schöffthal sowie die Archbrandalm gehören auch zum Gemeindegebiet. Die Grenze gegen Polling bildet der Klammbach und die gegen Inzing der Talbach (Weichertal)
Hatting ist vermutlich als Gründung des germanischen Edlen Hatto entstanden. Hattanhoven lauteten die Namen der Siedlung im 11. Jh.
Meinhard II übernimmt die alte Grafschaften Hörtenberg von den Grafen Eschenloch-Hörtenberg. Er erwirbt die ehemals andechsischen Herrschaften um Zirl und Seefeld und gibt Rietz und Stams nach St. Petersberg/Silz ab.
Im Zuge der Erhebungen für das Gemeindewappen wurde festgestellt, dass 1633 die Verbindung der Fieger mit Hatting begann. In diesem Jahr wurde Georg Ludwig Fieger (Schloss Friedberg in Volders) mit dem Gerichtsbezirk Telfs-Hörtenberg, zu dem Hatting gehörte, belehnt.
1660 wurden die Fieger in den Freiherrnstand und 1699 in den Reichsgrafenstand erhoben. Im Verlaufe des 18. Jhd. starben die Familienlinien von Taufers, Friedberg und Kronburg aus. Das letzte Familienmitglied war Maria Antonia von Hirschberg. Sie starb 1805 und damit endete eine der erstaunlichsten Familiengeschichten Tirols. Auch für Hatting endete nach 172 Jahren die ununterbrochene Fiegeraufsicht – die längste Zeit, in der eine Verwaltung für den Ort zuständig war. Frühere Archivalien der Gemeinde Hatting wie sie in den Archivberichten aus Tirol verzeichnet wurden (26 Urkunden von 1600, 3 Weistümer und zahlreiche Akten) sind bei einem Brand des Vorstehers um 1896 zugrunde gegangen.
Hatting an sich wird in fünf Teile gegliedert. Die Grenzen bilden einerseits die beiden wichtigen Durchzugsstraßen in Form eines Kreuzes sowie die Bahnlinie. Demnach unterscheidet man Ober- und Unterdorf, das westliche und östliche Dorfviertel (“gegen Inzing”, bzw. “gegen Polling”) und das Gebiet nördlich der Bahnlinie bis zum Inn.
Dorfkern und Dorfplatz liegen exakt am Schnittpunkt der beiden Dorfstraßen. In diesem Bereich befanden sich die alten Bauernhäuser, das Dorfgasthaus, die Schule und natürlich die Kirche.